Bremens Unesco-Welterbe

19.09.2025

Roland und Rathaus: Bremens Unesco-Weltkulturerbe 

Mitten auf dem Bremer Marktplatz stehen zwei historische Schätze, die nicht nur lokale Wahrzeichen sind, sondern auch überregional Anerkennung genießen: das Bremer Rathaus und der Bremer Roland. Seit 2004 zählen sie gemeinsam zum Unesco-Weltkulturerbe – als Symbol für die Autonomie, den Bürgerstolz und die Geschichte der Hansezeit.

Das Bremer Rathaus – Ein Meisterwerk der Gotik und Weserrenaissance

Das Bremer Rathaus wurde zwischen 1405 und 1410 errichtet – in einer Zeit, in der Bremen zunehmend an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung gewann. Zunächst im gotischen Stil erbaut, wurde es zu Beginn des 17. Jahrhundert im Stil der Weserrenaissance umgebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt das Rathaus einen Anbau an der Rückseite, das Neue Rathaus. Es ist mit dem Alten Rathaus verbunden und wurde von den Architekten Gabriel von Seidl geschickt als optische und funktionale Einheit gestaltet. 

Das Bremer Rathaus war und ist ein Zentrum der Macht und der politischen Entscheidungsfindung in Bremen. Es steht für die lange Tradition bürgerlicher Selbstverwaltung – ein seltener Fall im mittelalterlichen Europa. Die Freie Hansestadt Bremen war schon früh bestrebt, sich unabhängig zu organisieren, und das Rathaus symbolisiert diesen Anspruch bis heute.

Besonders eindrucksvoll ist die reich verzierte Weserrenaissance-Fassade des Alten Rathauses, die mit kleinen Statuen, Ornamenten und zahlreichen Reliefs versehen ist. Das Gebäude steht sinnbildlich für den Stolz der Bremer Bürger und ihre Unabhängigkeit vom Erzbischof.

Ein absolutes Highlight ist die Obere Rathaushalle, ein prachtvoller Saal, der eindrucksvoll an Bremens bedeutende Vergangenheit als Hansestadt erinnert. Besonders ins Auge fallen die kunstvoll gefertigten Schiffsmodelle aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, die die zentrale Rolle der Seefahrt für die Stadtgeschichte unterstreichen. 

Stadtführung Bremen Schiff Obere Rathaushalle

Etwas versteckt der oberen Rathaushalle liegt ein besonderer Schatz: die Güldenkammer. Der kleine, reich verzierte Raum beeindruckt mit feinen Holzarbeiten, goldschimmernden Ornamenten und liebevoll gestalteten Jugendstilelementen. Ursprünglich wurde die Güldenkammer von den Bremer Ratsherren als Besprechungsraum genutzt, verkam dann eine zeitlang und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Heinrich Vogeler im Auftrag des Bremer Senates neu gestaltet.

In Keller des Bremer Rathauses befindet sich zudem ein echtes kulinarisches und historisches Highlight: der Bremer Ratskeller. Als einer der ältesten Weinkeller Deutschlands ist er weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Sogar Literaten wie Heinrich Heine und Wilhelm Hauff ließen sich hier einst inspirieren. Heute genießen die Besucher hier eine Auswahl aus der weltweit größten Sammlung deutscher Weine (ja, ihr habt richtig gelesen), in stilvollem Ambiente und mit viel Geschichte.

Der Bremer Roland – Wächter der Freiheit

Wer war eigentlich dieser Roland? Roland war ein Paladin und Neffe Karls des Großen und gilt in vielen europäischen Städten als Symbol für Freiheit und Marktrecht. Seine Mission war es, das Christentum zu verbreiten. Von seinen Feinden wurde er heimtückisch in einem Hinterhalt mit samt seinem Gefolge ermordet. Nach seinem Tod galt Roland als Märtyrer und in den folgenden Jahrhunderten wurden Rolandsfiguren in verschiedenen Städten errichtet, oft als Symbol für ein Marktrecht und ein eigenes Gericht. In Bremen wurde seine Statue 1404 errichtet, direkt vor dem Rathaus, als Zeichen bürgerlicher Freiheit und Unabhängigkeit von der kirchlichen Herrschaft.

Mit einer Höhe von über 5,5 Metern ist der Bremer Roland die größte freistehende Rolandstatue die es gibt. In seinen Händen hält er ein Schwert und ein Schild mit dem Reichsadler, ein Zeichen für Stärke und Schutz. Der Bremer Roland war auch die erste freistehende Figur im öffentlichen Raum. Übrigens dienten die spitzen Knie im Mittelalter als Maßeinheit: der Abstand zwischen beiden Spitzen beträgt eine Bremer „Elle“. Zum Beispiel Tuchhändler sollen dort ihre Waren abgemessen haben.

Der Volksmund sagt: „Solange der Roland aufrecht am Marktplatz steht, bleibt Bremen frei.“ Dies bringt die emotionale und historische Bedeutung der Statue für die Bremer Bürger auf den Punkt.

Stadtführungen in Bremen Bremer Roland am Marktplatz

Warum Unesco-Welterbe?

Die Unesco-Kommission verlieh dem Bremer Rathaus und dem Roland im Jahr 2004 den Welterbestatus. Die Begründung: Beide Bauwerke seien herausragende Beispiele für den bürgerlichen Selbstbehauptungswillen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Sie verkörpern auf einzigartige Weise die Entwicklung städtischer Autonomie und bürgerlicher Kultur im Mittelalter. Zudem ist der Bremer Roland der repräsentativste unter den Rolanden, die als Symbol für Freiheit und Marktrecht aufgestellt wurden. Das Bremer Rathaus und der Roland sind nicht nur steinerne Zeitzeugen, sondern lebendige Symbole einer stolzen Stadt mit reicher Geschichte. Als Unesco-Weltkulturerbe repräsentieren sie die Ideale von Freiheit, Demokratie und Bürgerkultur – Werte, die auch heute nichts von ihrer Bedeutung verloren haben.

Ihr möchtet noch mehr zu unserem Welterbe in Bremen erfahren? Dann nehmt doch gerne mal an einer unserer Führungen durch die Bremer Altstadt teil. Hier findet ihr nähere Informationen dazu: Führung durch die Bremer Altstadt.